Samstag, 2. Mai 2009

Mehr A Cappella denn je

Spontan entschloss ich mich, am 27. April nach Essen zu fahren. Eigentlich sollte ich zu Hause sitzen und fleißig lernen, doch die Verlockung war einfach zu groß, sich bloß eine Stunde ins Auto zu setzen und ein Konzert in der wunderschönen Lichtburg in der Essener Innenstadt zu genießen, statt sich den Kopf über Eutrophierung und Fotosynthese zu zerbrechen.
Ich nahm also das schon lange stehende Angebot von Sarahs Mama an, ihre Karte im Notfall an mich abzutreten und werde es ihr wohl auch ewig danken. Denn was sich dort ereignete, hatte im Vorfeld niemand erahnt.
Ich setzte mich also in mein Auto und traf mich mit Sarah und Änni bei schönstem Wetter in Essen, wo wir uns gleich den Ortsnamen zu Herzen nahmen und uns im Extrablatt mit Blick auf 'Stratmanns Theater' ein wenig stärkten.

Irgendwann später machten wir uns dann zur um die Ecke gelegenen Lichtburg auf, wo schon viele Gäste ihre Plätze im großen Saal einnahmen.
Wir postierten uns auch auf selbigem auf dem großen Balkon und genossen für's erste die unglaublich bequemen, roten Plüschsessel, um die William das Publikum schon im Vorjahr beneidet hatte.

Pünktlich wie immer - um kurz nach Acht - hob sich der imaginäre Vorhang und Basta kamen unter Applaus auf die Bühne.
Das Konzert begann mit dem freundlichen 'Mexiko' (Wie man munkelt vielleicht zum letzten Mal *schnief*), doch schon schnell sollten alle positiven Illusionen aller Anwesenden wie weggepustet sein. Denn William verkündete Werner nach einem Referat über die hohen Parkgebühren in der Essener Innenstadt, dass er vor dem Konzert im Vorbeigehen ein nettes Knöllchen an seinem Wagen gesehen habe, und fragte schon mal gleich das anwesende Publikum aus reiner Neugier, wieviel Werner denn nun zu blechen habe.

Die von William und Thomas in Anschluss aufgestellte Gleichung über Knöllchen und Knöspchen im Frühling kamen dem, was ich eigentlich zu Hause zu tun gehabt hätte, sehr nah, und so hatte ich ein kaum schlechtes Gewissen, nicht am Schreibtisch zu sitzen :o)
Im Zuge dieser Formel gab es sogar noch ein bisschen Anatomie bei 'Meine neue Freundin' - lehrreicher ging nicht!
Soweit war alles gut; bis in eben jenem Lied diverse Knacks- und Knallgeräusche die fünf ein wenig stutzig machen ließen (gut, manch einer fand es sogar lustig *g*). Doch davon wollte man sich erst mal nicht irritieren lassen. Andreas drehte am Bühnenrand an ein paar Knöpfen und weiter ging es mit 'Wer hat eigentlich gesagt'. Nach weiteren etlichen, unnormalen Geräuschen fragte sich William, ob man das im Zuschauerraum wohl auch hören würde - oh ja, tat man!
Nach 'Freunde sein' gab es dann auch auf der Bühne Diskussionen über den weiteren Verlauf und es gab nur eine Möglichkeit: ohne Technik weitermachen.

Nun war es also soweit. Irgendwas war kaputt und es musste ohne Mikros weitergehen - so, wie ganz ganz früher.
Basta sangen als Einschub 'For the longest time' und brachen im Anschluss nicht für kleine Reperaturen ab. Nein. Es ging weiter wie immer. Unverstärkt. In einem alten Kino für 1500 Personen.

Das war auch für uns drei neu und wir müssen - wenn ich mal von mir ausgehe - ganz schön doof geguckt haben, denn soetwas hatten auch wir Dauergäste noch nicht erlebt - und vor allem nicht in einem Saal dieser Dimension!

Eine unglaubliche Stille breitete sich im Publikum aus. Jedes einzelne Hüsterchen hätte man gehört, hätten nicht alle - so schien es - vor lauter Konzentration die Luft angehalten. Sowohl das Sprechen von der Bühne, als auch das Zuhören gerade vom oberen Rang schien eine große Herausforderung für beide Seiten.

Während Martin und die Haustechniker wahrscheinlich rotierten, wie man bloß alles wieder einwandfrei ans Laufen kriegen kann, saß das Publikum gebannt in seinen roten Sesseln und lauschte dem Gesang der fünf Bastas.
Jetzt mag man vielleicht meinen, es sei überaus schwierig gewesen, irgendetwas zu hören. Doch ganz im Gegenteil! Ich persönlich bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu, wie wunderbar klar und vor allem laut die Lieder sogar bis hoch auf den Balkon drangen.

So gab es zum Beispiel die neuen Stücke 'Cool' und 'Fleisch' genauso unverstärkt, wie den Basta-Klassiker 'Like a Virgin'.
Für die neuen Songs vielleicht gar nicht so schlecht, da Mann sich mehr auf die Choreographien konzentrieren konnte, statt immer an den Mikro-/Handwechsel zu denken, jedoch für alt eingespielte Rituale, wie das Mikro aus dem Jacket ziehen, bevor man volltrunken in es hineinnuschelt, doch eher verwirrend. So konnte René unter Belächeln seiner selbst es nicht lassen, sich ab und an die leere Hand vor den Mund zu halten.

Mittlerweile schien durch die Korrespondez zwischen Technik und Andreas das Problem ausfindig gemacht zu sein, sodass der Übeltäter gestellt werden konnte.
William klärte das Publikum darüber auf, dass Mikro #2 kaputt zu sein scheint und bat den Besitzer auf der Bühne, sich zu melden. Scheinbar nichts Böses ahnend meldete sich Thomas, worauf hin William ihm vorwarf, das Mikro kaputt gemacht zu haben und er jetzt selbst Schuld daran sei, auch im nächsten Sommer wieder nicht in den Urlaub fahren zu können.
Von dieser Schmach gepeinigt, bekam Thomas von William persönlich vor den Augen den Publikums seine gerechte Strafe: "Dafür gibt's jetzt ein hässliches Kabelmikro!"

Thomas schien doch leicht irritiert durch diese ungewohnte Gerätschaft, doch irgendwie war es eine ganz besondere Komik, die sich da abspielte und gerade dem Publikum großen Spaß bereitete.
So kündigte er das darauf folgende Stück als ganz spezielles Liedermacherlied "für Akustikgitarre und Kabelmikro" an.

Vor der Pause gab es dann in der üblichen Manier 'Du tropfst' und 'Wild Thing'.
Bei letzterem fingen wir drei schon an zu lachen, bevor sich auf der Bühne überhaupt irgendetwas getan hatte. Die Vorstellung, Thomas läuft mit dem Kabelmikro um den in der Mitte stehenden René alias Wild Thing herum und bereitet all seinen Kollegen herrliche Stolperfallen, trieb uns das Pipi in die Augen - vor Lachen *g*.

Nach einer etwas längeren Pause zur entgültigen Bewältigung der Technikprobleme ging es weiter im Programm mit dem üblichen Equipment - sogar für Thomas (der später versicherte, dass nicht er der Böse war, sondern irgendein Störkörper in den Mikros, die Martin durch komplettes Auseinadnerbauen vernichtet hatte, sodass dann alles wieder funktionierte - soso! ;o))

Im zweiten Set gab es weiterhin viele neue, aber auch alte Stücke. Verwunderlich nur, dass uns dieses Mal scheinbar 'Lauch' vollkommen erspart blieb. Ob da jemand unsere Gebete erhört hatte? *g* Stattdessen gab es ein Lied über ein Tier.
Und auch René brachte zwei seiner neuen Stücke zu Gehör, die groß beklatscht wurden.

Zu unserer großen Freude sangen Basta die wunderschöne Ballade 'Feuerzeug', die mit einem Meer aus Lichtern begleitet wurde. So schwenkten die einen besinnlich ihre Feuerzeuge über den Köpfen, während andere immer wieder vergeblich versuchten, ihres anzubekommen - "Klick! Klick! Klick! Klick! Klick!...", natürlich vornehmlich an den sehr leisen Stellen. Diese doch leicht unpassende Komik kommentierte William mit dem sachdienstlichen Hinweis "Streichhölzer!", was ein entspanntes Gelächter im Saal auslöste.

Zum Ende hin gab es dann ein weiteres neues Stück über die Anfangszeiten der Band vor vielen Jahren, welches wir auch schon einige Male hören durften, uns aber schon wieder mit einer Neuerung sehr zum Lachen brachte. (Ob die Ignoranz gegenüber Thomas im Zuge seiner Strafe noch dazu gehört, bleibt dahingestellt :o))
Jedenfalls drehte René wieder so charmant den Text, dass auch William nicht anders konnte, als ihn dafür auszulachen.

Um die Technik dann noch einmal so richtig auszureizen, gab es ganz zum Schluss noch einen neuen, richtigen Partykracher. William echauffierte sich indes in der Anmoderation über die Sprechgewohnheiten der Jugendlichen und empfand es auch als zu lächerlich, Werner als "flotten Hecht" für dieses Lied anzukündigen - ein "fetter Pangasius" schien da angemessener.

Und da war es auch schon vorbei - das Konzert, das ich wegen seiner Ausführung wohl so leicht nicht mehr vergessen werde!

Ach nein! Stopp! Da war noch was!
Natürlich gab es auch dieses Mal einen Afterglow. Wer vielleicht letztes Jahr dabei war, kann sich sicherlich erinnern, dass es unglaublich voll war. Es war fast unmöglich, während 'Bindungsangst' gesungen wurde, die fünf Bastas nur schon an den Haarspitzen zu sehen - so voll war es! Doch dieses mal war es nur ein minimaler Anteil des Auflaufs vom letzten Jahr.

Und apropos unmöglich: Eigentlich sollte es ein brandneues Lied im Foyer zum Besten geben, doch ein scheinbar viel zu selten im Konzert anzutreffender Besucher äußerte lauthals den Wunsch, 'Lauch' zu Gehör zu bringen. Mir entfuhr daraufhin ein entsetztes "Nein!" - doch das half alles nichts. Kurzerhand wurde sich umentschieden und William schien fast ein bisschen glücklich, an diesem Abend doch nicht auf dieses Lied verzichtet haben zu müssen. Hätte er mal uns gefragt!

7 Kommentare:

Sonja hat gesagt…

...ich sag besser nicht, dass ich einen tag später sehr dankbar für diesen zwischenruf war, was? ;)

Monja hat gesagt…

Sehr schöner Bericht! Führt ihr eigentlich immer Buch? Ich weiss zum Ende des Konzertes meist nicht mehr welches das erste Lied war... (Gut, meist Mexiko...)

Anne hat gesagt…

Die blogbastamädels haben ein wahnsinns bastakonzertkleinhirngedächtnis entwickelt! und sie trainierens laufend... daher! ;) find ich auch immer bewundernswert!
danke für den schönen bericht. da wär ich gern dabei gewesen.

Liebste grüsse ihr süssen.

Anonym hat gesagt…

HI...das neue Foto auf der Startseit
schon wieder weg?!? Naja... sooo
gut getroffen waren sie ja alle nicht.
Kommt sicher bald ein besseres.
Bis dahin geniessen wir basta in weiss.
Liebe Grüße...

Aenni hat gesagt…

Hallo Anonym ;-)

Ein neues Foto kommt ganz bald zur neuen Tour :-)

Anonym hat gesagt…

Ja...das Foto ...ja da sind sie besser getroffen...

Aenni hat gesagt…

:-)